Was ein Scrum-Team in einer Retrospektive gemeinsam erarbeitet, wird nicht nach aussen getragen und geht ausser dem Scrum-Team niemanden etwas an! Ganz nach dem Motto "What happens in Vegas, stays in Vegas!". Nur so ist sichergestellt, dass das Team sich getraut alles anzusprechen - auch unangenehme Themen.
In der Regel reflektiert ein Team im Retrospektive-Meeting jeweils den letzten Sprint. Aber es muss nicht zwingend nur der vergangene Sprint im Fokus stehen. Eine Retrospektive kann auch nach Abschluss einer grösseren Softwarelieferung (Milestone) oder nach einem Projektabschluss erfolgen. Dabei schaut das Team nicht nur auf einen Sprint zurück, sondern führt eine Retrospektive über eine grössere Zeitspanne durch.
Die Retrospektive ist essentiell, um Scrum-Teams kontinuierlich effizienter werden zu lassen. Der Scrum Master ist dafür besorgt, dass diese Meetings als Ritual wahrgenommen und konsequent durchgeführt werden!
Quelle: t2informatik
Ziele der Retrospektive sind:
- Nach jedem Sprint oder Projektabschluss besteht die Möglichkeit Positives, Probleme und Optimierungspotential transparent zu machen.
- Was lief gut?
- Was führte zu Problemen oder funktionierte gar nicht?
- Was kann künftig anders und besser gemacht werden?
- Jedes Teammitglied hat die Möglichkeit, aber auch die Pflicht seine Gefühlslage den Kollegen offenzulegen.
- Jedes Teammitglied kennt die Erwartungen und Befürchtungen seiner Kollegen.
- Die identifizierten Probleme und deren Ursachen sind allen Teammitgliedern bekannt.
- Die gemeinsam erarbeiteten Massnahmen werden durch das Team bewertet und nach Wichtigkeit zur Umsetzung, idealerweise für den kommenden Sprint, eingeplant.
Aufgaben des Scrum Masters sind:
- Vorbereitung des Meetings
- Der Scrum Master ist dafür besorgt, dass das Meeting an einem Ort stattfindet, wo das Team ungestört diskutieren kann und unter sich ist.
- Als Utensilien reichen einfache POST-IT Zettel und Schreiber aus.
- Der Scrum Master wählt ein Retrospektive-Game aus, welches gespielt werden soll. Es bestehen zahlreiche Games, die alle zum Ziel haben die Diskussionen in Gang zu setzen und gemeinsam Probleme offenzulegen und Massnahmen abzuleiten.
- Je nach gewähltem Game müssen spezielle Utensilien beschafft werden. In der Regel reichen aber einfache Schreibutensilien aus.
- Moderation des Meetings
- Der Scrum Master begrüsst das Team und erläutert den Zeitrahmen, welcher "timeboxed" ist. In der Regel reichen 60 - 90 Minuten für eine Retrospektive aus.
- Der Scrum Master hält die Zeit stets im Überblick und ist verantwortlich, dass der Zeitplan eingehalten wird.
- Der Scrum Master erläutert das gewählte Retrospektive-Game und dessen Spielregeln, welches für die Problem- und Massnahmenfindung gespielt wird.
- Der Scrum Master erläutert auch die Umgangsformen. Die Diskussionen sollen transparent, aber fair bleiben! Beleidigungen und Anschuldigungen müssen sofort unterbunden werden. Die Teammitglieder begegnen sich mit Respekt und Wertschätzung!
- Retrospektive Games moderieren
- Der Scrum Master erklärt die Spielregeln und stellt dem Team ein Beispiel vor. Danach verteilt er die Utensilien (Schreibmaterial, POST-IT Zettel).
- Der Scrum Master ist dafür besorgt, dass alle Teammitglieder die Spielregeln verstanden haben, erst dann wird das Game gestartet.
- Während das Team das Game spielt und rege diskutiert, sammelt der Scrum Master die identifizierten Probleme, Wünsche und Massnahmen und macht diese transparent. Dabei können diese als POST-IT Zettel auf einer Wand oder einem Pin-Board angebracht werden.
- Nach Abschluss des Games hält der Scrum Master in seinem Zeitplan 5-10 Minuten Reserve bereit, damit das Team die identifizierten Massnahmen bewerten kann. Die Massnahmen werden dann nach Wichtigkeit in einen Massnahmenkatalog überführt.
Anwendung:
- Eine Retrospektive erfolgt idealerweise nach jedem Sprint. Das Meeting soll zeitnah durchgeführt werden, so dass das Team den vergangenen Sprint noch präsent hat und positive und negative Erfahrungen einbringen kann.
- Eine Retrospektive kann auch über eine längere Zeitspanne erfolgen. So kann nach einem Projektabschluss eine Retrospektive gemacht werden, die eine Gesamtbeurteilung von mehreren Sprints erlaubt.
- Es müssen alle Teammitglieder anwesend sein. Absagen und Entschuldigungen sind grundsätzlich nicht zulässig! Nur so ist sichergestellt, dass sich alle Teammitglieder die Zeit nehmen und sich dem Stellenwert dieses wichtigen Scrum Rituals bewusst sind.
- Bei einem Team in der Grösse von 7 Entwicklern (max. Grösse von Entwickler-Teams) reicht in der Regel ein Zeitrahmen (Timebox) von 60 - 90 Minuten.
- Neben dem Scrum Master kann auch der Product Owner mitmachen. Der Product Owner erlebt ein Team während den Sprints, in der Regel an den Daily Scrums (Standups) und hat eine andere, aber durchaus wichtige Sichtweise. Es gibt aber auch Meinungen, dass der Product Owner nicht dazu stossen soll. Grund: ohne Product Owner kann ein Entwicklerteam einmal ganz unter sich sein und verspürt keine "Hemmschwellen" alles anzusprechen.
- Alle Findings (Optimierungspotential, konkrete Massnahmen, Wünsche) werden durch den Scrum Master in einem Massnahmenkatalog übertragen.
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